Das Wort den Parteien von April 2018
Spricht ein Mann über Frauenrechte, so hat das immer einen faden Beigeschmack. Schließlich sind es in den meisten Ländern immer noch die Männer, die Gesetze für Frauen über deren Köpfe hinweg verabschieden. Denken Sie beispielsweise an die Runde von Männern, die vor wenigen Jahren in den USA das neue Abtreibungsgesetz stolz präsentierte oder auch daran, dass das Wahlrecht für Frauen in mehreren Bundesstaaten Anfang des 20. Jahrhunderts per Referendum (von ausschließlich Männern) entschieden wurde. Natürlich ist das weit hergeholt und wenig greifbar. Grausige Beispiele davon, dass Frauen eben nicht in allen Ländern Menschenrechte genießen, gibt aber genug. In Indien passiert es immer wieder, dass Frauen nach Vergewaltigungen rechtskräftig zum Tode verurteilt werden. In Saudi Arabien durften Frauen erst 2015 das erste Mal an Wahlen teilnehmen. All dies ist weit weg, einfach für uns zu übersehen. Aber warum übersehen wir dann die Probleme in unserer eigenen Gesellschaft?
Wenn ein Horst Seehofer für sein ‚Heimatministerium‘ eine Mannschaft vorstellt, der keine Frau angehört, ist das kein Zufall. Entscheidungsebenen werden immer noch von unglaublich vielen Männern geführt und das führt dazu, dass oftmals Entscheidungen an Gleichberechtigung vorbei führen. Bedingungslos gleiche Bezahlung gibt es noch immer nicht überall, auch wenn wir in Belgien auf einem guten Weg sind. Die #metoo Kampagne weist zudem auf ein anderes Recht hin, dass Frauen nicht immer haben: Das Recht deutlich ‚Stopp‘ zu sagen in Situationen, die ihnen unangenehm sind.
Aber kann ich als Mann daran etwas ändern? Ja. Ist der Kampf für Gleichberechtigung nicht sowieso Sache der Frauen selbst? Nein. Die Bewegung HeForShe hilft immer wieder dabei zu verstehen, welche Rolle Männer im Kampf für Gleichberechtigung und Rechte der Frauen haben.
Frauenrechte sind kein Gesetzestext, keine feste Charta von Regeln, die befolgt werden müssen. Sie sollten ein elementarer Teil des Verständnisses aller Menschenrechte sein. Nur wenn die Gleichberechtigung der Frauen eine Selbstverständlichkeit ist, haben wir unser Ziel erreicht. Doch wer sorgt dafür? Plakativ gesagt: Symbolische Männerpolitik hilft genau so wenig wie isolierter Feminismus. Gemeinsam, im ständigen Dialog, können diese Ziele erreicht werden. Packen wir‘s an, besser heute, als morgen.
Für Ecolo Ostbelgien
Co-Präsident Michael Klütgens