Armut ist ein so wichtiges Thema, dass man es nicht missbrauchen sollte. Es eignet sich nicht zur persönlichen oder parteipolitischen Profilierung. Hier ist die Bündelung aller Kompetenzen und Kräfte gefragt – egal ob aus der Mehrheit oder der Opposition heraus.
Armut in der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist kein alleiniges Phänomen der DG, sondern hat belgische/föderale und europäische Hintergründe.Armut hat etwas mit der Spaltung unserer Gesellschaft und der abnehmenden sozialen Gerechtigkeit zu tun. Konkret heißt das z.B., dass die Sozialhilfe so hoch angesetzt werden sollte, dass wirklich ein Leben in Menschenwürde, wie es das Gesetz festlegt, möglich ist. Wer (alleinlebend) von 910€ Sozialhilfe 500-600€ für Miete ausgeben muss, kann mit dem Rest kein menschenwürdiges Leben führen. Die Armutsgrenze in Belgien liegt zudem deutlich höher! Und wenn der Mindestlohn nicht so festgelegt wird, dass er deutlich über dem Sozialhilfe-Niveau liegt, ist das zwar günstig für die Betriebe, aber teuer für die Gesellschaft, weil der Anreiz mit Arbeit ein eigenständiges Leben zu führen, permanent untergraben wird.
Das Thema Bekämpfung von Armut beinhaltet mehr, als mehr an Geld. Es geht um Anerkennung, um Gehör, um Verständnis, um Akzeptanz, um Perspektiven, um Erfolgserlebnis, um Lebenssinn und, und, und…. Dass die Fachleute in den ÖSHZ daran arbeiten, gehört in den Blick.
Ecolo ruft dazu auf, die Sorge für eine gerechte Lebenssituation aller Menschen ganzheitlich und sachlich anzugehen.
Ulrich Deller
Co-Präsident