In Baelen wird zurzeit zum 2. Mal über die geplanten Brunnenbohrungen im Hinblick auf die Errichtung einer Lachszucht im Industriegebiet zwischen Baelen und Eupen entschieden. Der erste Antrag im vergangenen Herbst wurde abgelehnt. Jetzt haben die Auftraggeber einen neuen Antrag eingereicht. Der ist im wesentlichen identisch, nur der spätere Wasserverbrauch wurde herunter gesetzt, von 150 Kubikmeter pro Stunde auf jetzt 100.
Zur Erinnerung: Die Gesellschaft COLD Water möchte insgesamt vier Brunnen mit 40cm Durchmesser bis zu 200 Meter tief bohren. Mit deren Wasser soll später eine gigantische Lachsfarm gespeist werden, die bis zu 1200 Tonnen Lachs pro Jahr produzieren soll. „Dass der Wasserverbrauch um ein Drittel reduziert wurde, hört sich erst mal gut an“, erklärt Anne Kelleter. Die grüne Abgeordnete sieht dadurch aber ihre Bedenken nicht aus der Welt geräumt: „Die 100 Kubikmeter pro Stunde entsprechen immer noch dem Verbrauch einer Kleinstadt wie Eupen. Genauer gesagt dem täglichen Wasserverbrauch von 19.200 Belgiern.“
Schon beim ersten Antrag für die Probebohrungen der Brunnen hatte Ecolo kritisiert, dass die Millionen Liter Wasser, die die Brunnen täglich aus unseren Grundwasserreserven an die Oberfläche pumpen würden, eine zu große Belastung für die Wasserkreisläufe der Gegend sein könnten. „Jetzt wären es immer noch 2,4 Millionen Liter pro Tag, und auch das ist höchstwahrscheinlich zu viel. Man muss sich das mal vorstellen: der Wasserverbrauch von Eupen (19.900 Einwohner) würde von heute auf morgen zusätzlich aus dem Grundwasser entnommen. Laut dem Bericht, der dem Antrag beiliegt, würde dadurch der Grundwasserspiegel um mehrere Meter sinken. Das hätte verschiedene Konsequenzen: Die 29 anderen Wasserentnahmestellen in der Gegend (3km Umkreis) könnten trocken fallen. Verkarstungen, die es in dem Gebiet gibt, könnten einbrechen. Generell wäre unsere gesamte Natur bei Trockenheit anfälliger und nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist Trockenheit auch bei uns in der Gegend nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte.“
Zahlreiche Biotope, Feuchtgebiete und Oberflächengewässer werden aus Grundwasserreserven gespeist. Wenn der Grundwasserspiegel bei uns also durch die Brunnen der Lachsfarm dauerhaft sinken würde, hätte das unabsehbare Auswirkungen auf Natur und Mensch.
Laut den Prokejtverantwortlichen soll das Wasser später aufbereitet und in den Baelener Bach eingeleitet werden. Anne Kelleter: „Das dann nicht mehr dasselbe Wasser. Erstmal weil es dann immer noch in den Grundwasserbeständen fehlt und dann weil das Risiko besteht, dass trotz Filterung ein erhöhter Stickstoffanteil im Wasser bleibt und in den Baelener Bach fließt. Der ist aber jetzt schon unter anderem mit Stickstoff belastet und nur in einem mittelmäßigen ökologischen Zustand…“
Insgesamt kann Ecolo Ostbelgien nur weiter fordern, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung für die Brunnenbohrungen mit der größtmöglichen Sorgfalt durchgeführt – und wirklich alle möglichen Folgen gründlich beleuchtet werden. Außerdem sollte auch untersucht werden, wie sich dieser hohe zusätzliche Wasserverbrauch langfristig auswirkt: Der Klimawandel erhöht das Risiko für langanhaltende Trockenheit. Es wäre politisch unverantwortlich, heute etwas zu genehmigen, was morgen unsere Wasserversorgung beeinträchtigen könnte.
Anne Kelleter
Ecolo-Regionalabgeordnete