Schulische Autonomie ist ein echter Treiber von Schulentwicklung: Wenn vor Ort entschieden wird, wie gewisse Vorgaben umgesetzt werden, setzen sich die Schulleitung und das Kollegium aktiv mit der Veränderung und deren Umsetzung auseinander. Dafür sollten sie sich dann optimalerweise an gesicherten Erkenntnissen der Forschung orientieren, die sie an ihre Schülerschaft und die Eigenarten ihrer Schule anpassen. Außerdem benötigen sie die notwendigen Werkzeuge, personeller und finanzieller Natur.
Im Juni entschied sich die Regierung dafür, Schulen einen Teil ihrer Autonomie zu nehmen. Die Mehrheit erließ gesetzliche Vorgaben zur Vergabe von Hausaufgaben in Primarschulen. Dieser Schritt hat hohe Wellen geschlagen, weil der Eindruck aufkam, Hausaufgaben sollten abgeschafft werden. Das ist nicht der Fall.
Man muss sich aber fragen: Sind solche Vorgaben überhaupt nötig? Gesicherte Erkenntnisse gibt es zu Hausaufgaben schon lange, sogar ganz spezifisch zur Deutschsprachigen Gemeinschaft: “Wenig aber regelmäßig” lautet der Leitsatz für wirksame Arbeit zu Hause. Außerdem: differenziert. Wenn Luisa ohne Aufgaben die Schule verlässt, darf Manuel nicht über eine Stunde zu Hause schuften müssen. Außerdem sollte die Vorbereitung auf Tests in der Schule geschehen, schließlich sollen Kompetenzen belegt und nicht die bloße Lernleistung abgefragt werden. Diese Erkenntnisse machen nicht nur Sinn, sie fördern obendrein die Chancengerechtigkeit. Die bloße Lernleistung hängt schließlich meist von Mama und Papa ab – während die Schule für kompetente Kinder und Jugendliche sorgen soll.
Es ist schade, dass es der Regierung auch nach Jahren nicht gelingt, solche klaren Erkenntnisse in unseren Schulen zu etablieren. Natürlich kann man dafür den Starrsinn von Schulen oder Lehrpersonen als Grund anführen, doch dann müssten Werkzeuge wie externe Evaluation oder Inspektion sowie der Dialog zwischen Eltern und Schulen verstärkt auf diese Problematik ausgerichtet werden.
Ähnlich verläuft es bei der Arbeit mit den Rahmenplänen, bei Fragen der Bewertung, der Gestaltung des Unterrichtstages und der Unterrichtsstunde, bei der Konflikt- und Mobbingprävention und der Digitalisierung. Die notwendigen Erkenntnisse, um in diesen Feldern nennenswerte und messbare Fortschritte zu erzielen, liegen vor. Deren Umsetzung bleibt aber leider zu oft aus.
Wir hoffen, dass der eingeschlagene Weg erfolgreich sein wird, doch der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass das kein Selbstläufer wird. Wir hätten stattdessen gerne mehr Autonomie für die Schulen angestrebt.
Andreas Jerusalem
Abgeordneter der Ecolo-Fraktion im PDG
Bin ich völlig Konform mit – wir sollten da dran bleiben, noch ist das System wohl zu starr was ich nicht wirklich nachvollziehen kann. Um nochmal zu erinnern, Kinder sind die Zukunft und wir sollten ihnen bestmögliche Bedingungen vorgeben!