Manchmal frage ich mich, wie es sich anfühlen würde, einfach drauf los zu hassen. Den ganzen Frust, die ganzen negativen Erfahrungen, die ganze Angst vor einer unsicheren Zukunft in kurze Kommentare zu verpacken und mal alles rauszulassen. Oder ein großer Rundumschlag als Social Media Post, der alles schön pauschalisiert und Dinge in die Schubladen steckt, die ich mir vorher selbst zurechtgezimmert habe. Schön quadratisch, wie mein Denken, würde dann endlich das ganze Chaos dieser Welt aufhören, mich anzubrüllen. Ich würde einfach mit brüllen. Stumpf und ohne Nuance dem „vielleicht“ keine Chance geben. Warum Dinge hinterfragen, wenn doch so vielen anderen Menschen genau diese Art von Äußerungen „gefällt“?
Leider kann ich das nicht. Mein linkes Gutmensch-Hirn verweigert, einfach drauf los zu hassen, denn Hass ist perspektivlos. Stattdessen habe ich versucht, hinter den Hass zu schauen:
„Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass und Hass führt zu unsäglichem Leid“. Das sagt Meister Yoda zum jungen Anakin Skywalker ganz zu Beginn der Filmserie. Da weiß der Zuschauer schon, dass aus dem kleinen, blonden Anakin später das personifizierte Böse, Darth Vader, wird. Und auch wenn in der realen Welt Gut und Böse selten so klar getrennt sind, wie in einem Spielfilm, finde ich den Satz doch ziemlich spannend, weil er Angst und Hass direkt miteinander in Verbindung bringt.
Heute könnte man vielleicht sagen: Viele Menschen haben Angst vor der Zukunft und wissen nicht, was die Veränderungen, die vor uns stehen, bringen werden. Diese Angst schlägt schnell in Frust, in Wut und dann auch in Hass auf diejenigen um, die für Veränderung einstehen. Schlimmer noch, denn in einer aberwitzigen Verkettung von Umständen werden oft sogar diejenigen, die für Veränderung stehen, für das verantwortlich gemacht, was heute schon schief läuft. Der Hass macht das möglich und damit extrem viel kaputt. Er steht unserer Zukunft im Weg und er breitet sich aus.
Wenn also aus (gerechtfertigter) Angst Hass wird, wäre es dann nicht besser, die Angst zu bekämpfen, anstatt den Hass? Dann würde man das Problem an der Wurzel packen und vielleicht aus der ewigen Spirale, in der Hass nur noch mehr Hass erzeugt, rauskommen. Die Politik muss den Menschen Sicherheit vermitteln. Zum Beispiel indem wir Lösungen umsetzen, mit denen unseren ökologischen Fußabdruck verringern – und gleichzeitig unsere Lebensqualität vermehren können. Wer die Zukunftsangst bekämpft, gibt dem Hass weniger Nährboden. Das schafft Raum für Dialog und Lösungen und damit eine echte Zukunftsperspektive.
Anne Kelleter
Ecolo-Regionalabgeordnete