Wann genau ist es “normal” geworden, eine Bestellung in oft kleinen Einheiten innerhalb von 24 Stunden nach Hause geliefert zu bekommen? Wann genau ist es “normal” geworden, sich Essen in vielen kleinen Verpackungseinheiten zu jeder Tages- und Nachtzeit nach Hause liefern zu lassen? So lange ist das noch gar nicht her.
Getrieben von globalen Konzernen wie Amazon oder Alibaba, die oft nur wenig zur regionalen Wirtschaftsleistung beitragen, hat das wachsende Online-Shopping zu einem drastischen Anstieg der Paketzustellungen geführt. Die vermehrte Nutzung von Lieferfahrzeugen führt zu überfüllten Straßen und gleichzeitig zu einem Anstieg des CO2-Ausstoßes. Kleine Einheiten führen zu immer mehr Verpackungsmüll und Rücksendungen werden oft vernichtet, statt weiterverkauft. Hinzu kommen für die vielen Paketzusteller unmögliche Arbeitsbedingungen, da sie unter hohem Stress und ohne angemessene Ruhezeiten arbeiten müssen.
Der Luxus, sich alles zu jeder Zeit und in kleinen Einheiten liefern zu lassen, belastet die Umwelt, die Gesellschaft und die Menschen, die den Job ausführen müssen. Auch aus logistischer Sicht macht diese Arbeitsweise wenig Sinn. Um die Effizienz in der Organisation von Transportwegen zu verbessern, müssten Privatkunden und Unternehmen wieder bereit sein, länger auf ein Paket zu warten, Bestellungen zu bündeln oder Sammelstellen zu nutzen.
Es ist an der Zeit, über nachhaltigere Alternativen nachzudenken, die sowohl die Bedürfnisse der Verbraucher als auch die Belastung für unsere Umwelt berücksichtigen. Lokale Initiativen zur Förderung von Gemeinschafts-Sammelstellen, aber auch die Nutzung von Fahrrädern und ÖPNV auf der sogenannten “letzten Meile”, könnten Teil der Lösung sein. Ziel ist es nicht nur, den Verkehr zu reduzieren, sondern auch soziale Bindungen zu stärken und die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Nicht zuletzt können innovative Technologien, die die Effizienz der Lieferketten erhöhen, einen positiven Beitrag leisten.
Wir müssen nach nachhaltigen Wegen suchen, um die Annehmlichkeiten des Online-Shoppings zu genießen, ohne dabei die Umwelt zu belasten und Menschen unmögliche Arbeitsbedingungen zuzumuten. Das erfordert, wie so oft, einen ganzheitlichen Ansatz und die Bereitschaft, manchmal etwas mehr Zeit einzuplanen.
Fabienne Colling
Ecolo Spitzenkandidatin PDG-Wahlen 2024