Die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke Doel 3 und Tihange 2: eine bewusste politische Entscheidung, die den wissenschaftlichen Analysen nicht standhält.
Eine neue Studie, diesmal durchgeführt von Akademikern, die der Kernenergie gegenüber durchaus positiv eingestellt sind, stellt die Entscheidung einer Laufzeitverlängerung von Doel 3 und Tihange 2 in Frage.
Die beiden von den Wissenschaftlern hervorgehobenen Kritikpunkte sind dabei äußerst beunruhigend:
- Wasserstoff kann unmöglich die alleinige Ursache für die Tausenden am Reaktorbehälter festgestellten Risse sein. Entweder liege ein anderer Grund vor, den die Forscher allerdings nicht identifizieren konnten, oder – noch beunruhigender – die aktuellen Mängel seien mit der Zeit entstanden.
- Die von Elektrabel angewandte Methodik zur Analyse der Wechselwirkung zwischen den Mängeln sei weder wissenschaftlich fundiert noch gebe es Beweise, das das «worst-case-scenario» auch tatsächlich in Betracht gezogen worden sei.
«Im Nuklearsektor spielt man nicht mit der Sicherheit. Durch ein OK zum Wiederhochfahren dieser Rissereaktoren setzt die Regierung die Bevölkerung einem unkalkulierbaren Risiko aus», wettert denn auch der Vorsitzende der ECOLO-Fraktion in der Kammer, Jean-Marc Nollet, der das Vorgehen der Atomaufsichtsbehörde FANC kritisiert. «Die Art und Weise, wie die Aufsichtsbehörde den wissenschaftlichen Dialog beendet, indem sie einfach nicht auf fundierte Argumente reagiert, ist einfach inakzeptabel und ist in sich schon bezeichnend für den Ernst der Lage. Das passt aber genau ins bisherige Bild fehlender Transparenz und des stückchenweisen Durchsickerns von Informationen wie ihn die Wissenschaftler berechtigterweise kritisieren».
Für uns Grüne muss die Veröffentlichung dieser Studie unweigerlich dazu führen, die übereilt und ohne ausreichenden wissenschaftlichen Konsens in Sachen Risiken getroffenen Entscheidungen endlich in Frage zu stellen.
«Schließlich handelt es sich nicht um die erste wissenschaftliche Studie, die das Wiederhochfahren von Doel 3 und Tihange 2 in Frage stellt. Was braucht es noch mehr, damit die Regierung endlich alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der belgischen Bevölkerung aber auch unserer deutschen und holländischen Nachbarn vor diesen leichtsinnigen Risiken ergreift? Die Starrköpfigkeit von Electrabel, der FANC und der Minister Jambon und Marghem ist einfach untragbar», so Jean-Marc Nollet, der dies dem Direktor des Kernenergiesektors von Electrabel bei einem Treffen heute um 11 Uhr in der Kammer nochmals deutlich machen wird.
Martine Engels, Kommunikationsbeauftragte