Empathie – die Fähigkeit sich in Empfindungen und Gefühle anderer Menschen hineinzuversetzen. Für ein funktionierendes Zusammenleben kann Empathie Gold wert sein. Aktuell wäre Empathie auch für viele Politiker wünschenswert, die sich zur Situation der Lehrerinnen und Lehrer der Deutschsprachigen Gemeinschaft äußern.
Die einen fordern mit hoher Lautstärke, Lehrpersonen sollten endlich keine Gratisstunden mehr leisten müssen. Die anderen hingegen beschwören die Gesetzeslage, nach der die Zahl der zu erteilenden Stunden schwanken kann.
Um das eigentliche Thema machen dabei offenbar beide Fronten einen großen Bogen: Die Ungleichbehandlung. Unsere Lehrpersonen wünschen sich Klarheit.
Diesen Wunsch der Lehrerschaft kennt die aktuelle Regierung, denn sie hat zu Beginn der laufenden Legislaturperiode die sogenannte „Dienstrechtsreform“ auf den Weg gebracht. Durch diese sollte Klarheit geschaffen werden und die Versprechungen von Minister Harald Mollers waren ebenso groß wie die daraus entstandenen Hoffnungen der Lehrerpersonen und SchulleiterInnen.
Im Laufe der letzten Jahre hat sich daraus aber eine nur schwierig zu stemmende Mammutaufgabe entwickelt, die sicherlich nicht übers Knie gebrochen werden darf.
Für das Unterrichtspersonal ergeben sich dadurch neue Fragen: Wie lang wird diese Ungleichbehandlung noch andauern? Weshalb ist die Dienstrechtsreform nicht zustande gekommen, während Forderungen nach „Steuerelementen“ wie Fachcurricula und Schulentwicklungsplänen aus dem Boden sprießen? Und wenn diese Reform „Gutes Personal für gute Schulen heißt“, ist das Personal dann im Moment nicht gut?
Wäre die Kommunikation über das Thema kein Wahlkampfmanöver, sondern ginge es um Sachlichkeit und Empathie, hätte die Diskussion der letzten Wochen vielleicht so ausgesehen:
Die Regierung hätte klar und deutlich formuliert, dass die hochgesteckten Ziele im Laufe dieser Legislaturperiode nicht zu erreichen waren, sie aber gewillt sei, dieses Thema nach der Wahl mit aller Entschlossenheit anzugehen – sofern sie denn erneut den Auftrag des Wählers erhalte.
Und die CSP könnte den Seitenhieb um vermeintliche Gratisstunden, die eigentlich keine sind, um den Hinweis ergänzen, dass sie die begonnene Reform genau analysieren und schließlich zu Ende führen werde – sofern sie den Wählerauftrag erhalte. Das wäre dann sachliche Politik…
Nach Meinung von Ecolo muss die Dienstrechtsreform nach der Wahl höchste Priorität genießen und in echtem Austausch mit allen Beteiligten abgeschlossen werden. Die Ungleichbehandlung innerhalb der Lehrerschaft muss bekämpft werden. Wir sind unseren Lehrpersonen und der gesamten Öffentlichkeit so bald wie möglich Klarheit schuldig.
Andreas Jerusalem
Ecolo-Kandidat für die PDG-Wahlen, 3. Platz