Mitte August scheiterte der Versuch der Vereinten Nationen, mit einem weltweiten Abkommen die wachsenden Plastikberge zu reduzieren. Vor allem Erdöl produzierende Länder blockierten verbindliche Reduktionsziele. Die Chance, Plastikmüll und seine Schäden an Umwelt, Klima und Gesundheit entschlossen anzugehen, wurde vertan. Man schätzt, dass sich die Plastikproduktion ohne Gegensteuern bis 2060 verdreifachen wird.
Doch auch in Belgien fehlt der Mut, um unsere Abfälle mehr zu recyceln oder besser noch, zu reduzieren.
So gibt es immer noch keine Einigung zwischen den Regionalregierungen über ein Pfandsystem für Plastikflaschen und Dosen. Die EU verpflichtet uns, diese bis 2029 zu 90 % zu sammeln. Ein Pfand ist der einzige Weg, um dieses Ziel zu erreichen. In Umfragen befürwortet dies 72 % der Bevölkerung. Der (große) Einzelhandel betreibt kräftig Lobby dagegen und hat sich dazu bei MR und NVA das nötige Gehör verschafft.
Auch der Sektor der Sozialökonomie, der Altkleider sammelt und wiederverwertet, steht massiv unter Druck. Billigkleidung von so minderer Qualität, dass sie sich nicht einmal recyceln lässt, überschwemmt den Markt … und die Altkleidersammlung. Zwar wurde dem Sektor kurzfristig von der Wallonie unter die Arme gegriffen, es wird aber nichts unternommen, um die Ursachen zu bekämpfen – im Gegenteil.
So ist der Lütticher Flughafen europaweit einer der bedeutendsten logistischen Hubs von Shein, Temu und Alibaba geworden. Während die wallonische Regierung in Bierset China den roten Teppich ausbreitet, wurde der Zoll in 2024 mit über 1 Milliarde Pakete komplett überfordert. Millionen nicht-zertifizierte Produkte gelangen ins Land und gefährden Gesundheit, Umwelt und Arbeitsplätze.
Wir müssen an der Quelle ansetzen – zum Beispiel mit einer konsequenten, erweiterten Herstellerverantwortung: Wer minderwertige oder nicht recycelbare Ware in Verkehr bringt, muss für deren Entsorgung und Folgekosten aufkommen, nicht der Verbraucher und Steuerzahler. Wegwerfware muss der Vergangenheit angehören. Es müssen auch Alternativen aufgebaut werden, die sich jeder leisten kann. Dazu brauchen wir eine lokale, nachhaltige und resiliente (Kreislauf-)Wirtschaft, die Gesundheit und Umwelt nicht ausblendet, sondern vorne an stellt.
Freddy MOCKEL – Ecolo
Abgeordneter im Wallonischen Parlament