Zeitenwende einläuten und ökosystemische Mitwirkung schätzen
Teilnehmer aus allen Ecken der DG trafen sich am sonnigen Samstag auf dem neugestalteten Kirchplatz in Weywertz. Auf Einladung der ECOLO-Fraktion im PDG konnte man im gegenseitigen Austausch mehr über die Geschichte, die typischen Eigenschaften und die zukünftigen Herausforderungen über die Landschaft und die Raumordnung in Ostbelgien erfahren. Nach einer kurzen Begrüßung durch den ECOLO-Fraktionsvorsitzenden Freddy Mockel ging es auch schon raus in die Landschaft, unter fachkundiger Führung von Philippe Laschet, dem Landschaftsbeauftragten des Naturpark Hohes Venn-Eifel.
Eine Landschaft geprägt vom Wechselspiel aus Natur und menschlicher Aktivität
Die Landschaft ist über Jahrhunderte von dem Wechselspiel aus Natur und menschlicher Aktivität geprägt. Auf dem Weg hinaus aus dem historischen Weywertzer Ortskern wurde auf die bebaute Landschaft eingegangen. Die Teilnehmer verglichen typische Bauten aus der traditionellen, industriellen und postindustriellen Epoche. Diese unterscheiden sich nicht nur vom architektonischen Stil. Es gab auch interessante Differenzen in der Lokalisierung, Ausrichtung und Distanz so wie der Funktion und untergebrachten Aktivität. Eine wesentliche Konstante durch die Jahrhunderte und Epochen war jedoch der Zugang und die Verfügbarkeit von Energie und Ressourcen. Man merkte auch, wie stark in Ostbelgien die aktuellen Sektorenpläne ein Erbe der 70er Jahre sind. Wurde im 19. Jahrhundert die Veränderung im Eifeler Raum sehr durch die Eisenbahn geprägt, so wurden die Sektorenpläne der 1970er Jahre doch sehr nach den Möglichkeiten des individuellen Autoverkehrs ausgerichtet. Dies erklärt auch die Problematik der manchmal bandwurmartigen Verstädterung entlang von Ausfallstraßen. Die Aktualität zeigt uns, dass wir heute und in Zukunft andere Lösungen brauchen werden. Die Fragen um teure und knappe Energie sowie Ressourcenschonung stellen sich in einem ganz anderen Maß und werden bei viele Überlegungen zentral. Hinzu kommt die Notwendigkeit, mit den öffentlichen Finanzen für Infrastruktur und Unterhalt sparsamer um zu gehen.
Ein gesundes Ökosystem erbringt Dienstleistungen von hohem finanziellen Wert
Eine besorgniserregende Entwicklung, die bis heute andauert, ist die ständige Ausweitung der bebauten Flächen. Dieser Anstieg verläuft überproportional zum Bevölkerungswachstum. Kurz gesagt: wir brauchen immer mehr Fläche pro Person. Dieser “Flächenfraß”bremst nicht nur die Bemühungen um weniger Energieverbrauch, sondern geht auch auf Kosten der landwirtschaftlichen Flächen und in einem geringeren Maße auf Kosten der Waldflächen. Dies bleibt nicht ohne Einfluss auf unsere Versorgungssicherheit und kurze Wirtschaftskreisläufe. Ein sparsamer Umgang mit der Ressource Boden sollte aber auch angesichts der Ökosystem-Dienstleistungen einleuchten: wie Philippe Laschet erläuterte, erbringt die Landschaft und vor allem der unbebaute Raum kostenlos wichtige Dienste, die aber für die Menschen und die Wirtschaft von hohem finanziellen Wert sind: sauberes Wasser, gesunde Luft, Nahrung, Kühle im Sommer, Bodenschutz, touristische Attraktivität und vielfältige Freizeitgestaltung…
Für eine zukunftsfähige Raumordnung ist Kohärenz unabdingbar
Es wurde jedenfalls klar, dass Landschaft und Raumordnung nie alleine, sondern immer in Relation zu anderen Befugnissen und politischen und sozialen Aspekten gedacht werden muss. Hier geht es auch immer um Wirtschaft, Naturschutz, Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Wohnungswesen, Mobilität, Wasserwirtschaft, Klimaschutz, Biodiversität, Kulturelles Erbe usw.
Aus Sicht der Ecolo-Fraktion machte der Walkshop deutlich, dass Raumordnung ein wesentliches Instrument ist, im Kampf gegen den Klimawandel und den Biodiversitätsverlust. Auch im Bereich Hochwasser- und Katastrophenschutz spielt die Raumordnung eine zentrale Rolle.
Energie- und Ressourcenschonung können bei der aktuellen Überarbeitung des Gesetzbuches zur Ländlichen Entwicklung nicht weggedacht werden und müssen bei jeder Überlegung und Planung mit einfließen. In der Raumordnung heisst das auch, der Zersiedlung und Versiegelung von Flächen Einhalt gebieten. Laut Freddy Mockel, ist eine solche Absicht in der konkreten Regierungsarbeit in Sachen Raumordnung jedoch kaum zu erkennen. Die Regierung möchte in Ihrem Vorhaben “Ostbelgien leben 2040” eine Vision des großen Ganzen entwickeln, besonders was die Zukunftsfähigkeit unserer Region angeht. Wird es jedoch konkret, wie bei der Abänderung der Raumordnungsgesetzgebung, fehlt der Mut zur Veränderung und man versucht es allen Recht zu machen. Dies kommt aber einem “weiter so wie bisher” gleich. An der Kohärenz zwischen Worten und Taten muss noch ordentlich und mutig nachgefeilt werden”, so Freddy Mockel.