Auch wenn der Titel es vermuten lässt, ist das hier kein Märchen: Wer in Schiurlaub in den Alpen war, hat wahrscheinlich kopfschüttelnd die grünen Wiesen neben den mit Kunstschnee präparierten Pisten betrachtet. In manchen Regionen ist dort nur halb so viel Schnee gefallen wie sonst. Die blaue Lagune Venedig ist braun geworden – zahlreiche Kanäle sind ohne Wasser. Und die Langzeitwetterprognosen sagen auch nichts Gutes: Diesen Frühling soll es wenig regnen. Das Risiko für Trockenheit bleibt hoch. In Italien herrscht sie jetzt schon. In Teilen von Frankreich und Österreich auch.
Zu wenig Schnee und zu wenig Regen. Dazu verrückte Wetterlagen wie die Hochdruckgebiete, die den Wasserstand des Mittelmeers um bis zu anderthalb Meter sinken lassen oder die Kältewelle in Südspanien und Nordafrika. Das Wetter spielt verrückt – „schon wieder“, sollte man sagen, denn laut Wetterexperten sprechen zahlreiche Indizien dafür, dass der Klimawandel solche Wettermuster begünstigt.
Die ersten Opfer sind dabei unsere Bauern. Wie keine andere Produktion ist die Lebensmittelherstellung vom Wetter abhängig. Und wer „Wetter“ sagt, sagt auch Niederschläge, Wasserversorgung und damit Umweltbedingungen. So bringt die Kältewelle im Süden massive Ernteausfälle mit sich. In England rationieren Geschäfte, Tomaten und Paprika und auch in heimischen Supermärkten stehen Schilder, die auf mögliche Engpässe hinweisen.
In der Wallonie ist die Situation noch in Ordnung, aber die Zeichen für den Sommer stehen auch hier auf Trockenheit und die weltweite Entwicklung betont, dass wir heute alles daran setzen sollten, unsere Wasserreservoirs wie Kronjuwelen zu schützen. Im Sinne unserer Landwirte, aber auch im Sinne unserer gesamten Natur. Extrem gesagt ist das blaue Gold unsere Lebensversicherung und wer morgen versichert sein will, muss heute Beiträge bezahlen.
Das gilt auch für lokale Dossiers: Produktionen wie die geplante Lachsfarm im Baelener Industriegebiet, die den Wasserkreislauf über Gebühr beanspruchen könnten, sollen sehr kritisch geprüft werden. Da muss die Politik die Messlatte deutlich höher legen, als bisher. Erst wenn zweifelsfrei bewiesen ist, dass die 2,4 Millionen Liter, die die Farm laut eigenen Angaben täglich aus dem Grundwasser pumpen kann, auch langfristig keinen Schaden anrichten, kann man über so ein Projekt reden. Vorher nicht.
Anne Kelleter
Ecolo-Regionalabgeordnete