Frage von Inga Voss an Ministerin Weykmans zur Online-Information für und Online-Kommunikation mit Jugendlichen
Immer deutlicher werden die Notwendigkeit und die Dringlichkeit, ganz besonderen Fokus auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in dieser Krise zu richten. Neben den sozialen, psychischen und schulischen Problemen, die diese Maßnahmen auslösen bzw. verschärfen, gibt es zusätzlich die Schwierigkeit, die Maßnahmen zu verstehen und immer auf dem Laufenden darüber zu sein, was erlaubt ist und was nicht. Hierzu hatte bereits vor 10 Monaten der RdJ in seiner Stellungnahme zum Einfluss der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf die Jugendlichen in der DG1 drei konkrete Forderungen an Sie gestellt.
Eine davon lautet: “Wir fordern, dass die Regierung in eine vergrößerte Online-Information, Online-Kommunikation und psychologische wie psychiatrische Online-Betreuung von Jugendlichen investiert und sich kurzfristig Lösungen überlegen soll.”
Dabei geht es in unseren Augen nicht darum, einfach nur alle Informationen zu den Corona-Maßnahmen online zur Verfügung zu stellen, sondern dies jugendspezifisch und -gerecht zu tun: Leicht auffindbare Infos in leichter Sprache erklärt.
Darüber hinaus steht die Frage der psychologischen und psychiatrischen Online-Betreuung im Raum, die vor dem Hintergrund von Umfragen mit erschreckenden Ergebnissen zur mentalen Gesundheit von Jugendlichen unbedingte Aufmerksamkeit verlangt. “Über dieses Instrument könnte”, so der RdJ zu dieser Online-Betreuung, “ein Erstkontakt durch Jugendliche anonym und online gefördert, eine erste Analyse der Situation ermöglicht sowie eine erste Beratung sichergestellt [werden], bevor die Jugendlichen an die entsprechenden Organisationen weitergeleitet werden.”
Da wir uns all diese Inhalte auf einer einzigen Plattform vorstellen, richte ich meine Fragen an Sie als Ministerin für Jugend:
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Welche konkreten Umsetzungen zur Gewährleistung der jugendspezifischen Kommunikation zu Corona-Maßnahmen hat es bisher gegeben?
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Mit welchen Partnern arbeitet die Regierung zu diesem Zweck zusammen (Jugendinformationszentren, Medienzentrum,…)?
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Welche Lösungen im Bereich der Online-Betreuung bezüglich der mentalen Gesundheit von Jugendlichen gibt es?
1Der Einfluss der föderalen Maßnahmen im Rahmen von Covid-19 auf Jugendliche der Deutschsprachigen Gemeinschaft – Rat der deutschsprachigen Jugend – 031-2020/dj/RDJ VoG
Die Antwort der Ministerin Weykmans:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende, Werte Kolleginnen und Kollegen,
Die JugendarbeiterInnen sind für die Fragen der jungen Menschen oft der erste Ansprechpartner.
Sehr positiv mit Blick auf die Kommunikation hat sich der ständige und direkte Kontakt mit den Akteuren ausgewirkt. Im Juni 2020 startete auf meine Initiative hin eine digitale Frage- Antwort-Runde mit VertreterInnen der Jugendorganisationen, den Jugendschöffen und dem Fachbereich Kultur und Jugend zu den Maßnahmen, die im Rahmen mehrtägiger Sommerlager (mit und ohne Übernachtung) ergriffen wurden.
Zuletzt im Januar 2021 habe ich die alarmierenden Berichterstattungen zur Lage junger Menschen erneut zum Anlass genommen, mit den Trägern der OJA konkret über die „Jugendarbeit während der Coronakrise“ auszutauschen. Im Rahmen dieses Austauschs wurden u.a. die JugendarbeiterInnen gefragt, ob sie den Eindruck haben, dass die Jugendlichen zielgerichtetere Informationen zu den aktuellen Maßnahmen benötigen. Dies wurde von den Fachkräften verneint.
Die JugendarbeiterInnen haben ihre aufsuchende Jugendarbeit im städtischen Raum stärker ausgebaut, viele Jugendarbeiter bieten vermehrt Einzelgespräche und -beratung an, sie sind in den sozialen Medien aktiv und bieten dort Aktivitäten für die Jugendlichen der Treffs an. Hiermit ist die Liste nicht beendet.
Zu den bereits bestehenden Initiativen wurde die Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit mit einer Discord-Plattform als gemeinsame Bühne gestärkt. Damit werden alle Jugendlichen Ostbelgiens eingeladen, die Plattform zu besuchen und, falls Interesse, an verschiedenen Angeboten teilzunehmen. In diesem Rahmen können sie ebenfalls die Jugendarbeiter ihrer Gemeinde kennenlernen und einen Kontakt aufbauen (für jede OJA gibt es einen eigenen Chatraum).
An dieser Stelle möchte ich auch kurz auf die Kampagne der Jugendinformationszentren „COVID-19: Bevor du egal was glaubst, informiere dich!“ hinweisen.
Zu guter Letzt wurde das REK III Projekt Digitale Jugendarbeit weiter vorangebracht. Hier hat der externe Dienstleister (Fachhochschule Nord West-Schweiz) im Sommer 2020 eine breite Online-Befragung durchgeführt, im September 2020 einen Workshop veranstaltet und im Januar 2021 seinen Abschlussbericht fertiggestellt. In diesem Abschlussbericht wurden u.a. konkrete Handlungsempfehlungen formuliert, die auch den Aspekt Online- Betreuung beleuchten. Die weitere Vorgehensweise wird in den kommenden Wochen mit der dafür eingesetzten Steuergruppe besprochen.
Mein Appell an alle Akteure der Jugendarbeit ist, trotz der aktuellen Situation, nicht aufzuhören, Jugendarbeit entsprechend der geltenden Maßnahmen jeden Tag neu zu erfinden. Professionelle Jugendarbeit muss auch in Krisenzeiten Mittel und Wege anbieten. Alle möglichen Hebel müssen in Bewegung gesetzt werden, um die Interessen und Nöte der jungen Menschen als höchste Priorität zu erkennen und auch zu behandeln. Dabei gilt meine Sorge insbesondere den jungen Menschen, die weitgehend auf sich allein gestellt sind.