Die Ecolo Fraktion möchte sich ganz klar von der Meinung von Vivant zum Thema Sauberkeitserziehung im Kindergarten distanzieren.
Das Trockenwerden ist in vielen Familien ein kompliziertes und emotionales Thema, das nicht nur selten zu Verzweiflung führt. Steht der Eintritt in den Kindergarten an, beschäftigen sich viele Eltern rechtzeitig mit dem Versuch, ihrem Kind die Windel abzugewöhnen. Bei vielen Kindern gelingt dies problemlos, bei einigen allerdings nicht. Der Weg weg von der Windel ist ein großer und wichtiger Meilenstein, den wir nicht erzwingen können oder sollten, sondern auf dem wir unser Kind an die Hand nehmen und es begleiten.
Ganz anders als Vivant, ist in den Augen der Ecolo Fraktion das Trockenwerden nicht nur ein Lernvorgang, sondern auch eine natürliche Entwicklung. Wichtig ist tatsächlich die Ausbildung eines guten Körpergefühls, Signale des Körpers wahrzunehmen und entsprechend darauf zu reagieren. Eines ist bei der Windelabgewöhnung ganz besonders wichtig: Einfühlungsvermögen, Verständnis und kein Druck.
Natürlich ist das Personal in unseren Kindergärten nicht für die Sauberkeitserziehung der Kinder verantwortlich. Das sind die Eltern. Aber dennoch benötigen einige Kinder über das 3. Lebensjahr hinaus noch Begleitung, auch im Kindergarten. Wir wissen sehr gut, dass diese Aufgabe in vielen Kindergärten ganz selbstverständlich gelebt wird. Ecolo ist es wichtig, dass den Kindergärten die personellen Ressourcen zur Verfügung stehen, die diese Begleitung ermöglichen. Das sind im Falle der DG die Kindergartenhelfer und Kindergartenassistenten. Ecolo möchte nämlich nicht, wie Vivant, den Druck auf unsere Eltern erhöhen, dass mit der Herabsenkung des Kindergarteneintrittsalters auf 2,5 Jahren, auch alle Kinder mit 2,5 Jahren trocken sein müssen.
Wir fordern unsere Regierung auf, in engem Austausch mit den Kindergärten zu bleiben, um immer dem realen personellen Bedarf gerecht zu werden. Es zeigt sich nämlich deutlich, dass die jetzt schon teilweise eingestellten Kindergartenassistentinnen auch heute schon im Kindergarten vollkommen ausgelastet sind, bevor das Eintrittsalter herabgesenkt wurde. Ecolo möchte eine Lanze für die wichtigen Arbeit in unseren Kindergärten brechen. Dabei geht es uns lange nicht nur um die Begleitung bei der Sauberkeitserziehung. Kindergarten ist viel mehr als nur “spielen und betreuen”. Er ist ein wichtiger Lern- und Entwicklungsort, der die Grundlagen für unsere Gesellschaft von morgen legt. Wenn hier die personellen Ressourcen nicht stimmen und die Kindergärten ihren wichtigen Aufgaben nicht gerecht werden können, hat das nicht nur Folgen für die einzelnen Kinder und deren Familien, sondern auch für das gesamte Schulsystem und unsere Gesellschaft von morgen.
Andreas Jerusalem
Abgeordneter der Ecolo-Fraktion im PDG
Vielen Dank Herr Jerusalem!
Ihr Artikel spricht mir aus der Seele.
Als langjährige Kindergärtnerin, ist und war mir das Wohl der Kinder das oberste Gebot.
Als Nächstes steht dann der zu erfüllende Bildungsauftrag.
Diesen beiden Faktoren gerecht zu werden wird immer schwieriger, aus den unterschiedlichsten Gründen.
Das heiß debatierte Thema der Sauberkeitserziehung der Kleinsten ist nur einer davon.
Es wäre für uns Vieles einfacher wenn, wie sie gefordert haben, die personellen Ressourcen angepasst würden.
Die versprochene 100%tige Auslastung des Assistentinnen Stellenkapitals ist nach meiner Ansicht Augenwischerei. Sie stimmt mitnichten überein mit der 100%tigen Anwesenheitszeit der Kinder.
Die maximale Unterstützung für einen Kindergarten durch eine Assistentin ab dem Schuljahr 2023-24 wird 18 Stunden pro Woche sein. Die Schule ist jedoch für 28 Stunden geöffnet.
Die Kindergärtnerin die in den Genuss einer Unterstützung kommen wird, und es wird nicht jede das Glück haben, ist dennoch während 10 Stunden pro Woche alleine.
Und dann haben wir noch nicht über Kinder mit Lernschwierigkeit, Verhaltensauffällichkeit, Entwicklungsverzögerung, Beeinträchtigung, Migrationshintergrund oder Hochbegabung etc. gesprochen.
All diesen Kindern und den den Anderen sollen/wollen wir gerecht werden.
Aber wie?
Nochmals vielen Dank für Ihre Aufforderung die personellen Ressourcen den Bedingungen anzupassen und für die Bitte mit den Kindergärtnerinnen im Gespräch zu bleiben.
Mit freundlichen Grüßen,
Magie Müsch-Mathey
Vielen Dank für diese wertschätzenden Worte, Frau Müsch-Mathey. Es wird sicherlich noch eine lange Reise, aber wir versuchen gerne weiter, den Betreuungsschlüssel anpassen zu lassen.
Es gibt aber auch für die Schulen selbst Möglichkeiten durch die Klassenzusammenstellung und die Verteilung der Kindergärtnerinnen die Klassen so zu organisieren, dass z. B. die Kleinsten auch in kleineren Klassen starten können, damit sie nicht aus einer Betreuung bei der Tagesmutter (4 bis 6 Kinder) oder von zu Hause (ganz allein) in eine Gruppe von 20 oder mehr Kindern kommen. Ohne Aufwand und Mühe ist das leider auch nicht möglich – und es ist sicher nicht der Optimalfall, da man ja allen Kindern gerecht werden möchte – aber vielleicht wäre das ein möglicher Schritt in die richtige Richtung, bis sich wirklich etwas ändert.
Danke jedenfalls für Ihre Mühen! Die Kindergärten der DG sind auch unter den schwierigen Umständen von heute einfach tolle Orte!
Sehr geehrter Herr Jerusalem,
Ihre Rückmeldung kann sicherlich keine zufriedenstellende für Frau Müsch- Matheys gewesen sein .
Sie sprechen in Ihrem Kommentar die Klassenzusammenstellung und die Verteilung der Kindergärtnerinnen an, gehen aber nicht auf Frau Müschs Anmerkung der reellen Auslastung des Assistentinnen-Stellenkapitals ein.
Letztendlich geht es sich nicht nur um die Bedürfnisse der Kleinsten, vielmehr sollen die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden, um auch weiterhin den Bildungsauftrag nicht aus den Augen zu verlieren und diesen vor allen Dingen nicht hinten an zu stellen!
Mit freundlichen Grüßen
Chantal Langer
Sehr geehrte Frau Langer,
ich denke, dass sich das Eine nicht vom Anderen trennen lässt, aber es stimmt: Über die Kindergartenassistentinnen habe ich nicht gesprochen. Der Betreuungsschlüssel war aber dennoch ein wichtiger Punkt in ihrem Kommentar, ganz so enttäuscht war sie also hoffentlich nicht. 🙂
Zu den Kindergartenassistentinnen: Deren Stellen wurden ja primär für den Zeitpunkt geschaffen, wenn das Kindergarteneintrittsalter auf 2,5 Jahre herabgesenkt wird. Dieser Stichtag wurde auf 2025 verschoben und mit ihm die Aufstockung des Stundenkapital insgesamt. Erst 2025 sollen die Stellen zu 100 % besetzt werden, während es aktuell nur 50 % sind.
Dass bei den aktuellen 50 % nicht ständig jemand da ist, schmälert natürlich den Nutzen der Kindergartenassistentinnen für die Arbeit in den Kindergärten, ist aber dennoch, denke ich, ein Mehrwert. Wie wer wann wo eingesetzt wird, ist dann aber auch wiederum Entscheidung der Schule selbst. Wenn z. B. in Stufenklassen gearbeitet wird, verteilen sich die Kleinen auf viele Klassen – die dann alle von den Kindergartenassistentinnen angesteuert werden müssen. Sie sind also nicht so häufig in jeder einzelnen Klasse. Wenn in Jahrgangsklassen gearbeitet wird, ist es logisch, dass die KiGa-Assistentinnen vor allem dort eingesetzt werden und die Kinder und Kindergärtnerinnen regelmäßiger auf die zurückgreifen können.
WIr haben übrigens die Ministerin gebeten, die Erhöhung auf 100 % Deckung vorzuziehen. Natürlich zum einen, weil der Bedarf einfach da ist. Zum anderen aber auch, weil wir die Befürchtung haben, dass zu Beginn des Kindergartenjahres 2025-2026 nicht plötzlich alle Stellen besetzt werden. Dann ständen in der realen Situation, für die die Stelle der Kindergartenassistentinnen geschaffen wurde, Schulen und Kindergärten ohne Hilfe da. Das wäre dann eine noch größere Bewährungsprobe, als es der Alltag im Kindergarten ohnehin schon ist.
Leider ist Frau Ministerin Klinkenberg damit nicht einverstanden, aber wir haben ja noch ein wenig Zeit, sie in dieser Hinsicht zu überzeugen.
Beste Grüße
Andreas Jerusalem