Durch die Corona-Krise wurde die Digitalisierung der Gesellschaft weiter vorangetrieben. Aus genau diesem Grund muss der in weiten Teilen der Regierungspläne zu findende Begriff der Medienkompetenz auch zwingend praktische Anwendung finden, damit man die Vorteile einer digitalisierten Gesellschaft stärkt und Nachteile abschwächt. Was ist zum Beispiel mit dem “Social” Media?
Für die Ecolo-Fraktion ist die Medienkompetenz ein wichtiges Thema, das nicht nur medienpolitisch gedacht werden sollte, sondern auch als Sozialthema. Medienkompetenz geht nämlich deutlich weiter als das Erkennen und Verarbeiten von Medien durch Menschen.
Am Montag verabschiedet das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft gleich zwei Dokumente, die von dieser Thematik betroffen sind: einerseits ein Dekretentwurf zu Mediendiensten, der auch die Medienkompetenz der Bürger betrifft, und andererseits gehen auch noch die Schwerpunkte des neuen Jugendstrategieplans auf die Auswirkungen der Digitalisierung und auf das Selbstbild und die Emotionen der Jugendlichen ein.
Zunächst geht es bei der Medienkompetenz natürlich um den Zugang zu Medien und die Fähigkeit, Informationen zu filtern. Diese Info’s sollten also passgenau auf die jeweiligen Zielgruppen ausgerichtet werden, damit diese sie abrufen können. Hier kann die Deutschsprachige Gemeinschaft durch das Mediendekret Einfluss nehmen, Barrierefreiheit gewährleisten, beispielsweise durch leichte Sprache. Es ist uns wichtig, die grundlegenden Prinzipien von Medien allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen zugänglich zu machen.
Auch für (werdende) Eltern ist Medienkompetenz von großer Bedeutung. Ohne das grundlegende Verständnis dafür, in welcher Medienwelt unsere Kinder aufwachsen, ist es kaum möglich sie dabei zu unterstützen.
Seit knapp einem Jahr leben wir mit Kontaktbeschränkungen. Die Technik bietet glücklicherweise viele Möglichkeiten, unser soziales Leben intakt zu halten, auch wenn sie es nicht ersetzen kann. Wenn unsere Kinder ihre Beziehungen zwar glücklicherweise auch in der Schule, aber ansonsten fast ausschließlich in den Sozialen Medien leben und keiner ihnen beibringt, wie sie sich dort verhalten und schützen können, dann kommen wir unserer Verantwortung in Sachen Medienkompetenz nicht nach. Aus diesem Grund muss die Medienkompetenz auch sozial gedacht werden.
“Wenn wir dem Jugendlichen erklären, wie die Medien funktionieren, dann haben wir einen Aspekt der Medienkompetenz abgedeckt. Doch dann muss noch hinzugedacht werden, wie dieser Mensch erlernt, darin zu kommunizieren und mit dem Aspekt des Selbstwerts, den die Sozialen Medien durch Likes usw. vermitteln wollen, klarzukommen. Und das betrifft dann die mentale Gesundheit”, erklärt Inga Voss.
Gerade im Kontext der mentalen Gesundheit sieht die Ecolo-Fraktion Handlungsbedarf. Nicht nur durch die Natur der Sozialen Medien, sondern auch durch die erzwungene Verlagerung vieler Aspekte des Zusammenlebens in die digitale Welt ist es umso wichtiger, die “zwischenmenschliche Medienkompetenz” zu stärken.
Inga Voss
Abgeordnete der Ecolo-Fraktion im PDG