Nach zwei Monaten haben sich Schüler*innen und Lehrpersonal in dieser Woche wieder in den gewohnten Alltag begeben. Und auch zu Beginn des Schuljahres ‘23-’24 fragt ECOLO laut nach: Warum takten wir das Schuljahr eigentlich nicht besser? Andreas Jerusalem zeigt auf, was seiner Meinung nach mit dem aktuellen System falsch läuft und warum es eine Veränderung braucht.
“Ab jetzt gibt es während der 16 Schulwochen bis Weihnachten für die Kinder und Jugendlichen eine Woche Allerheiligenferien zum Verschnaufen. Das macht doch keinen Sinn. Und wieder einmal endet das Schuljahr mit 11 vollen Schulwochen. Das können wir doch nicht ernst meinen!” Für Andreas Jerusalem ist klar, dass sich an der Regelung, an der die DG-Regierung starr festhält, etwas ändern muss.
Seit Jahren verschließt sich die DG-Regierung einem echten Dialog mit den anderen Gemeinschaften. Im französischsprachigen Landesteil ist man nun einen innovativen neuen Weg gegangen. Auf 7 Wochen Unterricht folgen 2 Wochen Ferien, gefolgt von 7 Wochen Unterricht und 2 Wochen Ferien, etc. “Eine Evaluation soll nun zeigen, wie der neue 7-2-Rhythmus greift und wo gegebenenfalls nachgebessert werden soll. Die Interessen der DG hätten dabei berücksichtigt werden können, aber die Regierung wollte nicht am Tisch sitzen” Dass außerdem kein Dialog mit der flämischen Regierung stattfindet, ist für Jerusalem unverständlich: “Eine flämische Regelung aus dem Jahr 2001 geht völlig an der Schülerrealität vorbei, weil sie zu einer absurd langen Phase am Ende des Schuljahres führt. Dennoch fahren wir gemütlich im flämischen Fahrwasser mit, ohne diese Regelung zu hinterfragen. Wieso?”
Ein chronobiologisches Gutachten soll Erkenntnisse zutage führen, wie Schultag und Schuljahr optimiert werden können. Also wie der Tages- und Nachtrhythmus vom Schulrhythmus beeinflusst werden. “Mit diesem Gutachten werden wir immer wieder vertröstet, wenn es um das Thema geht.” Bis wann die Erkenntnisse vorliegen, ist bislang nicht bekannt. Der grüne Abgeordnete meint dazu: “Die eigentliche Initiative ist lobenswert, die Kommunikation dazu ist es aber nicht. Niemand weiß irgendetwas. Bis wann liegen Resultate vor? Was wird beleuchtet? Wie wird getestet? Mit wem wird geredet? Es gibt zu diesem Gutachten keine Informationen.”
Die zurückliegenden Sommerferien haben laut Jerusalem wieder einmal gezeigt, woran es hakt: “Die Kleinsten müssen sich motorisch wieder neu auf das Schreiben einstellen, Lesefertigkeiten sowie Kopfrechnen und das Alphabet sind über den Sommer abgeflacht. Wenn diese Ferienphase gekürzt und die Ferien deshalb besser auf das Schuljahr verteilt werden, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: weniger Vergessen während der langen Ferien und mehr Erholung im Laufe des Schuljahres – übrigens für Schüler- und Lehrerschaft.”
Das gute Sommerwetter lässt Jerusalem nach den zurückliegenden Ferien übrigens nicht gelten: “Es gibt tolle goldene Herbstmonate und verregnete Sommer. Frühling um Karneval und Winter um Ostern. Darauf haben wir keinen direkten Einfluss. Aber ob erschöpfte Kinder verschnaufen können, haben wir in der Hand!”
Im Übrigen: Statt am Biorhythmus unserer Kinder richtet sich das Schuljahr nach dem Mondkalender, dieser bestimmt schließlich die Daten der christlichen Feste, die unser Schuljahr bestimmen. “Bei aller bewussten und gutgeheißenen Rücksichtnahme auf Karneval und Ostern, der erste Frühlingsvollmond darf uns doch nicht wichtiger sein, als das Wohlergehen unserer Kinder und Jugendlichen. Die eigentlichen Festtage sind schließlich ohnehin schulfrei.”
Andreas Jerusalem