In einer Zeit, als die ersten Kartoffeln nach Europa gebracht wurden, entstand das Sprichwort: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“. Vieles hat sich seitdem verändert: Was früher neu war, ist heute Teil der belgischen Kultur. Dank der Grünen gibt es klare Kennzeichnungen für Lebensmittel, sodass wir genau wissen, was wir essen.
Das Thema Landwirtschaft ist sehr komplex, und seine Herausforderungen haben sich über die Jahre stark verändert. In meiner Arbeit für die diplomatische Vertretung der Schweiz bei der EU habe ich gelernt, dass die EU-Subventionen ein ungerechtes System aufrechterhalten, in dem es viele Verlierer gibt: Landwirte, Umwelt, Tiere und Verbraucher. Einige wenige Gewinner gibt es jedoch auch: die Agrarlobby und die Großhändler, die den Bauern ihre Preise aufzwingen. Die Macht der Preissetzung muss unbedingt wieder in ein Gleichgewicht gebracht werden. Zudem gehen momentan 80% der EU-Direktzahlungen an die 20% der größten landwirtschaftlichen Betriebe. Besser wäre es, den Großindustriellen weniger hohe Zuschüsse zu gewähren, sodass die kleineren Betriebe stärker und kostenneutral unterstützt werden können.
Die großen Agrarverbände wollen an dieser problematischen Politik festhalten. Ihr Argument, dass ohne EU-Produktion die Versorgungssicherheit gefährdet sei, verliert an Glaubwürdigkeit angesichts der Tatsache, dass die EU zu den weltweit größten Exporteuren von Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Produkten gehört. Wir Grüne setzen uns für eine Agrar-Reform ein, die Ernährungssouveränität statt Exportförderung priorisiert.
Wir möchten die lokale Landwirtschaft fördern und kurze Wege für gute Qualität – zu einem fairen Preis. Wir haben nicht die Wahrheit gepachtet und sollten internationale Modelle berücksichtigen, um unseren Landwirt*innen ein gerechtes Einkommen zu sichern und sie zu schützen. Freihandelsabkommen, die ausschließlich auf Wirtschaftswachstum abzielen, dienen nicht den Interessen der EU-Bürger.
Das Sprichwort zu Beginn kann man gut an die Politik anpassen: „Was der Ostbelgier nicht kennt, wählt er nicht.“ Ich behaupte: Wenn die Ostbelgier*innen wüssten, was alles im EU-Parlament passiert, würden sie die Grünen/Europäische Freie Allianz wählen. Ich finde, dass es nach dreißig Jahren EVP an der Zeit ist, dass sich Ostbelgien bewusst wird, was da auf dem Teller serviert wird. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir einen Vertrauensvorschuss geben und ich etwas Leckeres, aber vor allem besser Verdauliches für Sie säen darf.
Shqiprim THAQI
EU-Spitzenkandidat, Ecolo Ostbelgien